Der Begriff «Biodiversität» ist seit Längerem in aller Munde. Doch von biologischer Vielfalt profitieren nicht bloss Pflanzen und Tiere, sondern auch für die Menschen ist sie lebensnotwendig. Sie erbringt wichtige Leistungen für das Ökosystem wie Bestäubung, Bodenfruchtbarkeit, Wasserhaushalt, Trinkwasserqualität und Klimaregulation. Im nächsten Jahr hat sich die Arbeitsgruppe Landwirtschaft Neuenkirch (AGLW) vorgenommen, die Biodiversität im Siedlungsraum zu fördern. Nicht zum ersten Mal übrigens, hatte sie doch schon im Juni 2021 auf dem Gelände von Jardin Suisse zu einer Veranstaltung geladen, an der sie gelungene Beispiele von naturnahen Gärten gezeigt hatte.
«Jetzt möchten wir die Sensibilisierung für das Thema in die Quartiere hinaustragen», sagt der Zuständige des Projekts «Biodiversität im Siedlungsraum», Walter Hulliger von der Arbeitsgruppe Landwirtschaft. «Wir möchten konkret zeigen, wie alle, die einen Garten bestellen oder eine Aussenanlage pflegen, schon mit wenigen Veränderungen viel für die Biodiversität tun können.» Es reiche bereits, wenn man kleine, naturnahe Ecken schaffe. Dabei sei zu beachten, dass Tierfallen wie beispielsweise Glasflächen, Lichtschächte, Mauern oder ungeschützte Schwimmbäder vermieden würden, erläutert Hulliger weiter. Doch es sei dabei nicht zielführend, Vorschriften zu machen. «Wir wollen einfach Wissen vermitteln und das Gespür für Aufwertungen schärfen.»
Damit es gelinge, mehr Biodiversität im Siedlungsraum zu erreichen, sei man auf den Goodwill der Bewohner und Bewohnerinnen angewiesen, ist sich auch Pius Helfenstein, Mitglied der AGLW und Mitverantwortlicher für den Bereich «Biodiversität im Siedlungsraum», bewusst. «Das alles braucht seine Zeit. Die Leute sind vielfach erst mal zögerlich, weil es sich um etwas Neues handelt.»
Die AGLW hat auch Vorschläge im Zusammenhang mit der laufenden Ortsplanungsrevision der Gemeinde Neuenkirch gemacht. So ist dem Entwurf des Bau- und Zonenreglements, das gegenwärtig in der kantonalen Vorprüfung ist, zu entnehmen, dass bei baulichen Änderungen sowie Ersatzneubauten vorhandene Lebensräume und Brutplätze von geschützten Tieren durch geeignete Massnahmen zu erhalten seien. Auch bezüglich Lichtemissionen etwa gibt es Vorgaben. Im Weiteren geht aus dem Freiraumkonzept der Gemeinde hervor, dass durchgängige Vernetzungsachsen im Siedlungsraum wichtig seien, welche die grösseren Lebensräume ausserhalb der Siedlungsgebiete miteinander verbinden würden.
Auch der Kanton unterstützt Bestrebungen für mehr Biodiversität im Siedlungsraum. Angesprochen sind in erster Linie die Gemeinden, wie der Website der Dienststelle Wald und Landwirtschaft zu entnehmen ist. Aber auch öffentliche Anlässe zum Thema «Biodiversität im Siedlungsraum» werden finanziell unterstützt.
Herausgeputzte, monotone Rasenflächen, Gärten mit Schottersteinen und versiegelte Flächen sind in vielen Quartieren ein gängiges Bild. Nicht nur bezüglich der Biodiversität sind solche Gestaltungen nachteilig, sondern auch wegen des Mikroklimas. «Gerade im Zuge der Anpassung an den Klimawandel ist bekannt, dass bei solchen Gärten viel mehr Hitze entsteht als bei naturnahen Umgebungen», sagt Pius Helfenstein. Walter Hulliger erwähnt auch den Begriff «Schwammstadt». Bei diesen Projekten ist es das Ziel, dass möglichst viel Meteorwasser versickert und vor Ort im Boden gespeichert wird. Durch langsames Verdunsten wird die Temperatur in den Quartieren abgekühlt. Selbstredend ist auch eine artenreiche Bepflanzung hilfreich.
Die Art der Bepflanzung ist ohnehin für die Biodiversität entscheidend. «Auch heute noch wird oftmals auf nicht einheimische, exotische Pflanzen zurückgegriffen», erwähnt Pius Helfenstein. Unter ihnen gibt es auch Arten, die sich als invasive Neophyten unkontrolliert verbreiten und die Biodiversität gefährden sowie Schäden an der Infrastruktur verursachen. «Man sollte bei der Bepflanzung unbedingt auf ortstypische Arten achten», rät auch Walter Hulliger. Die einheimischen Pflanzen sind auch die Nahrungsgrundlage für die angestammte Tierwelt.
Ein Merkblatt der Umweltberatung Luzern gibt weitere wertvolle Informationen, was die Artenvielfalt rund ums Haus anbelangt: «Je vielfältiger die Bepflanzung ist, um so artenreicher zeigt sich die Tierwelt. So können Sie in Ihrer nächsten Umgebung Wildbienen, Schmetterlinge, Vögel und viele andere Arten beobachten.» «Wichtig ist», fügt Walter Hulliger an, «dass von Frühling bis Herbst irgend etwas blüht im Garten. So finden die Insekten immer Nahrung.»
Dem Merkblatt ist weiter zu entnehmen, dass Strukturelemente wie Asthaufen, Holzbeigen, Trockenmauern, Wasserstellen oder Kästen Schutz und Unterschlupf für diverse Tierarten bieten. Ziehen Wasserstellen denn nicht unliebsame Gäste wie Tigermücken an, die gefährliche Krankheiten übertragen können? «Nein», hält Pius Helfenstein fest, «in Biotopen kommen Larven und Eier vor, die als Nahrung für Libellenlarven, Kaulquappen, Molche und andere Wasserbewohner dienen. Einzig mit Wasser gefüllte Unterteller von Töpfen und sonstige stehende Pfützen bergen Gefahren.»
Weiter regt die Umweltberatung Luzern an, naturfreundlich zu gärtnern und beispielsweise auf Gift, Kunstdünger und Torf, weswegen wertvolle Moore zerstört werden, zu verzichten. Auch solle man für die Gartenpflege am besten Handwerkzeuge statt motorisierte Geräte nutzen, die viele Kleintiere verletzen oder töten. Im Weiteren bieten begrünte Fassaden und Dächer Lebensraum und schützen Gebäude vor Erhitzung.
Definition Biodiversität ist der heute gebräuchliche Fachausdruck für «biologische Vielfalt». Sie umfasst die verschiedenen Lebensformen (Arten von Tieren, Pflanzen, Pilzen, Bakterien), die unterschiedlichen Lebensräume, in denen Arten leben (Ökosysteme wie der Wald oder Gewässer), sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten (zum Beispiel Unterarten, Sorten und Rassen), wie der Bund in einem Faktenblatt schreibt. Das bedeutet somit, dass Biodiversität das auf der Erde existierende Leben in seiner gesamten Vielfalt bezeichnet. Sie ist damit Grundlage und Potenzial sämtlicher Lebensprozesse und Ökosystemleistungen auf der Erde.
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