1987 wählte die Stadt Sursee mit Christa Lötscher die erste Frau in den Stadtrat. Vier Jahre später, 1991, stiess Margrit Fischer als zweite Stadträtin hinzu. Was früher reine Männergremien waren, begann sich in Sursee langsam zu wandeln. Was die Wahl von Frauen anging, war Sursee damals bereits fortschrittlich, wie Margrit Fischer heute sagt.
Acht Jahre amtierte sie als Finanzvorsteherin. «Das war Neuland für mich. als Juristin hatte ich vorher nichts mit Finanzen zu tun», so Fischer. Auch plötzlich in der Öffentlichkeit zu stehen war gewöhnungsbedürftig. «Der Stadtrat ist ein Exekutivamt, da hat nicht jeder Freude an dem was man macht. Da gibt es hin und wieder auch Angriffe mit denen man lernen muss umzugehen. Es war eine gute Lebensschule.» Vielfach handle es sich dabei auch nicht um Angriffe auf die Person, sondern auf das Amt.
In die Politik zu gehen war nicht immer Ziel der gebürtigen Triengerin. Ihr Wunsch war es immer zu Studieren, was sie schliesslich nach der KV-Lehre mit einem Jus-Studium in die Tat umsetzte. So richtig mit der Politik in Berührung kam Margrit Fischer erst, als sie anno 1986 der CVP Frauengruppe des Kantons Luzern beitrat. Dort unterstützte sie Politikerinnen wie Rosmarie Dormann und Judith Stamm bei ihren Wahlkämpfen. Auch Ehemann Theo Fischer, der lange CVP-Grossrat war und 1983 auf Josi Meier in den Nationalrat folgte, verstärkte in ihr das Interesse am Politisieren.
Aber auch die Arbeitsgruppe für die Gleichstellung von Mann und Frau des Kantons Luzern, in der sie Präsidentin war, leitete sie weiter in diese Richtung. Themen waren Löhne, die niedrigen Frauenzahlen in der Politik, Chancengleichheit und die Arbeitswelt der Frauen. Die Gruppe arbeitete ein Gleichstellungsgesetz aus, dass später auch vom Parlament angenommen wurde.
Später bat man Margrit Fischer auch in Sursee ein solches Gleichstellungsprojekt zu lancieren. Das sogenannte Surseer Frauenförderungs-Projekt (Sufra-Projekt). Ziel war es, die Frauen in alltäglichen sowie beruflichen Angelegenheiten stärker zu fördern. Beispielsweise war Teilzeitarbeit damals noch ein rares Gut. Ebenfalls Teil des Projekts war ein Frauenzentrum, das in der alten hätte Platz finden sollen. Dort hätten sich Frauen zum Austausch treffen und juristische Beratung einholen können, so die Idee. Auch Erwachsenenbildung war vorgesehen.
1995 schaffte Margrit Fischer den Sprung in den Grossrat. Als ein Journalist sie fragte, ob sie Ambitionen auf einen Regierungsratssitz hege, antwortete Fischer, dass sie es schlichtweg noch nicht wüsste. «Das wurde dann auch so in der Zeitung gedruckt und prompt begann sich das Karussell zu drehen», so Fischer mit einem Schmunzeln. «Es ging dann darum, wer kandidieren durfte. Ich war nicht die Wunschkandidatin. Sie hätten lieber einen Mann gehabt. Das haben sie mir auch so gesagt.» Dennoch liess sich Fischer von der Stadt Sursee nominieren. Ein Surseer CVP-Grossrat verlangte von ihr, die Kandidatur zurückzuziehen. Dass sie unerwünscht sei und dass man sie nicht wählen würde. Doch Margrit Fischer hat eine dicke Haut. «Das mache ich nicht», antwortete sie nüchtern.
An der Amtsdelegiertenversammlung wurden zwei Kandidaten nominiert. Ein Mann aus dem Rottal und sie. Die Stimmen teilten sich zwischen dem Rottal und Sursee auf. «Das war gewollt. Denn sonst hätte man nur einen Kandidaten aufgestellt. Man wollte, das es für mich nicht reichte.»
Doch trotz aller Hürden setzte sich die damals 52-Jährige durch. Mit 46’179 Stimmen schaffte es Fischer in die Regierung. Damit war sie zweite Regierungsrätin des Kantons Luzern und die erste aus dem Amt Sursee. «Es hat mich gefreut, vor allem, da ich schwierige Startbedingungen hatte. Ich hatte aber auch ein gutes Team, das mich unterstützte.»
Das Finanzdepartement wäre ihr am liebsten gewesen, doch nach Anciennitätsprinzip
Ebenfalls verantwortlich war sie dafür, dass das Casino Luzern, die auch von anderen Zentralschweizer Kantonen begehrte A-Konzession erhielt und dass das Kommando der höheren Kaderausbildung der Armee im Armee-Ausbildungszentrum Luzern angesiedelt wurde.
2002 schrumpfte der Regierungsrat von sieben auf fünf Sitze. Bei den Neuwahlen 2003 holten im 1. Wahlgang die vier bisherigen CVP-Regierungsräte, darunter auch Margrit Fischer, sowie ein FDP-Regierungsrat die meisten Stimmen. Keiner erreichte jedoch das absolute Mehr.
Es kam zum 2. Wahlgang. Das Parteipräsidium der CVP entschied sich, nur die drei CVP-Männer mit den meisten Stimmen in die zweite Runde zu schicken. Margrit Fischer musste verzichten. «Das Parteipräsidium hätte der Delegiertenversammlung einen anderen Antrag stellen können. Aber sie bestimmten, das es nach Wahlresultat laufen würde. Das hat mich sehr gestört», so Margrit Fischer. Personen in ihrem Umfeld schlugen ihr vor, «wild» zu kandidieren, da sie im ersten Wahlgang sehr viele Stimmen erhalten hatte. «Ich habe mich dagegen entschieden. Ich hatte in diesem Moment nicht die Kraft, den Wahlkampf nochmals zu führen. Es war eine grosse Enttäuschung.» Ein Jahr später sei einer der gewählten Regierungsräte zurückgetreten, was sie damals sehr störte.
Bis heute gab es nur drei Frauen in der Luzerner Regierung. Zuletzt scheiterte Korintha Bärtsch (Grüne) bei den Wahlen 2019. «Das finde ich sehr schade. Die Hälfte der Bevölkerung sind Frauen. Wir werden zwar durch die Männer vertreten, aber direkt vertreten sind wir nicht», so Margrit Fischer. «Ich greife nicht die Kompetenz der Männer an. Aber es ist kein Abbild der Gesellschaft.» Dafür stünden aber die Stadt Sursee sowie die Gemeinden der Region sehr gut da. Die Zusammenstellung dort sei ebenso wichtig wie in der Regierung. Viele Entscheide würden auf Gemeindeebene getroffen. «Ich denke, wenn ein Rat mehrheitlich aus Frauen besteht, werden bei gewissen Themen andere Entscheide getroffen. Darum sollte es auch immer eine gute Durchmischung sein.»
Sie können Ihre Traueranzeige in Ruhe von zu Hause aus gestalten und aufgegeben. Es stehen Ihnen Muster, Hintergründe und Bilder zur Verfügung.
Anzeige online aufgeben